Chef und Vater: Warum ich als Führungskraft bewusst Elternzeit genommen habe
Alexander Hanuschek hat bewusst eine Auszeit für seine Familie genommen: In seiner Funktion als Gruppenleiter entschied er sich für sieben Monate Elternzeit – ein Schritt, der zeigt, dass bei ARRK Engineering berufliche Verantwortung und persönliche Prioritäten Hand in Hand gehen können. Wie das im Einzelnen funktioniert hat, erzählt er uns in diesem Interview.
Lieber Alex, lass uns doch mit ein paar Worten zu deinem Werdegang einsteigen. Bevor es mit der Automobilentwicklung losgehen konnte, hast an der TU München Fahrzeug- und Motorentechnik studiert – wie bist du auf dieses Fach gekommen?
Das ging schon früh los, während meiner Schulzeit habe ich mich schon für Kfz und Autos begeistert, und auch noch während der Schulzeit überlegt, was mache ich damit. So bin ich zum Studiengang Maschinenbau mit der Fachrichtung Fahrzeug- und Motorentechnik gekommen. Man muss allerdings sagen, dass der Studiengang sehr theoretisch ist – mich hat aber eben interessiert, was tatsächlich unter der Haube steckt, ich wollte mein theoretisches Wissen auch durch die Praxis untermauern. Deshalb habe ich parallel zum Studium privat viel an Autos herumgeschraubt und konnte so meine Leidenschaft für Autos und Technik optimal verbinden.
Zwischen Bachelor- und Masterabschluss habe ich dann ein freiwilliges Praktikum bei einem Automobilhersteller gemacht, im Bereich Qualitätsmanagement für die Entwicklung des Antriebs der Pressefahrzeuge – das war sehr spannend!
Und heute ist meine Arbeit in der ADAS-Analyse bei ARRK äußerst facettenreich: Sie erfordert ein umfassendes Verständnis von Technik, aber auch von Nutzerverhalten und das Wissen um kontinuierliche Verbesserungen; mit unserer Arbeit tragen wir Analysten dazu bei, dass die Assistenzsysteme weiterhin immer sicherer und zuverlässiger werden.
Wie ist dein Blick heute auf den Arbeitgeber? Hat es aus deiner Perspektive Vorteile, beim Entwicklungsdienstleister zu arbeiten statt beim OEM?
Natürlich hat beides immer auch Vorteile … aus meiner Perspektive gesprochen kann ich beim Entwicklungsdienstleister verschiedenste Projekte betreuen, perspektivisch sogar in anderen Branchen als im Automobilzweig. Auf mich hat ARRK, beziehungsweise damals noch P+Z Engineering, einfach den besten Eindruck gemacht. Und den Bereich Fahrerassistenz fand ich mit Blick auf die Zukunft besonders spannend.
Zudem sind bei ARRK verschiedene Punkte, die man heute dem Gebiet der New-Work-Themen zuordnen würde, schon lange ganz normal und selbstverständlich, wie zum Beispiel eine gewisse Flexibilität in der Zeiteinteilung, die von gegenseitigem Respekt geprägte Unternehmenskultur, die hier tatsächlich auch gelebt wird, der Blick auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Und aus aktuellem Anlass kann ich sagen: Gerade mit Familie ist das wirklich ein großer Vorteil.
Familie ist ein gutes Stichwort. Du hast als Führungskraft sieben Monate Elternzeit genommen – wiehat das Unternehmen, wie hat das Team auf deine Entscheidung reagiert? Gab es Unterstützung oder Vorbehalte?
Zugegeben, das kam schon ein bisschen überraschend für die Kolleginnen und Kollegen, was ich gut nachvollziehen kann – natürlich nicht die Geburt des Kindes an sich, sondern die zeitliche Nähe zu meiner Funktion als Gruppenleiter: Im Februar habe ich die Gruppenleitung übernommen und ab August war ich dann in Elternzeit, das war natürlich eine Herausforderung, die wir aber gut regeln konnten. Ich habe diesen Wunsch so früh wie möglich und sehr offen kommuniziert. Und wenn man sich das mal genau überlegt: Frauen können die Kinderzeit ja auch nicht verschieben.
Wir haben einen Plan für meine Abwesenheit erstellt und das hat alles gut funktioniert. Was ich wirklich positiv bemerken muss: Weder von Seiten der Kollegen noch des Managements gab es Vorbehalte, sondern wir haben es besprochen, geregelt und umgesetzt. Es wurde zu keiner Zeit subtil davon abgeraten oder irgendetwas in dieser Richtung anders zwischen den Zeilen kommuniziert.
Welche Bedeutung hat es deiner Meinung nach für die Unternehmenskultur, wenn auch Männer in Führungspositionen Elternzeit nehmen?
Also grundsätzlich spricht doch gar nichts dagegen, dass Männer Elternzeit nehmen! Und die Entscheidung von Führungskräften für Betreuungszeiten sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass Familie und Beruf in einem Unternehmen tatsächlich vereinbar sind und es sich nicht nur um Lippenbekenntnisse handelt. Und im nächsten Schritt ermutigt es dann auch andere Mitarbeiter, ähnliche Entscheidungen zu treffen.
Außerdem, und der Punkt ist mir besonders wichtig, trägt es zur Gleichstellung der Geschlechter bei, indem die Vorstellung aufgebrochen wird, dass Care-Arbeit ausschließlich Frauen vorbehalten ist. Ich persönlich habe diese Entscheidung gemeinsam mit meiner Frau getroffen, um sie und ihren beruflichen Weg aktiv zu unterstützen. Sie hatte ein gutes Job-Angebot bekommen, das sie eben auch gerne annehmen wollte. Im Grunde sollte die Gleichstellung längst selbstverständlich sein, sie fördert einen fairen Umgang mit Elternschaft und stärkt das Bewusstsein für die Verantwortung beider Elternteile. Besonders der jeweilige Perspektivenwechsel beider Elternteile ist gut, man lernt die Situation des anderen viel besser kennen.
Ich habe im Nachhinein durchweg positive Resonanz und Zuspruch bekommen und meiner Meinung nach führt die Akzeptanz von Elternzeit für Männer – egal ob mit Personalverantwortung oder auch ganz allgemein gesprochen – zu einer besseren Work-Life-Balance für alle Beteiligten. Denn eine vielfältige Führungsebene, die unterschiedliche Lebensrealitäten abbildet, fördert immer auch kreative Lösungen und ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es trägt zu einer inklusiven Arbeitsumgebung bei! Betrachtet man das unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, dann kann man sagen: Unternehmen, die eine familienfreundliche Kultur pflegen, sind immer attraktiv für talentierte Mitarbeiter und können sie auch langfristig binden. Die Zufriedenheit und Loyalität der Belegschaft steigen, wenn solche privaten oder persönlichen Entscheidungen mitgetragen werden und bei ARRK lebt man das schon viel länger, als die aktuelle Diskussion um New Work alt ist.
Hast du das Gefühl, dass gerade Männer mit Personal- bzw. Führungsverantwortung nach wie vor zögern, Elternzeit zu nehmen? Wenn ja, warum?
Es gibt noch immer die stereotype Vorstellung, dass Männer die Hauptverdiener sein sollten und das kann den Druck erhöhen, nicht in Elternzeit zu gehen. Zusätzlich haben viele Männer Angst, dass eine Auszeit negative Auswirkungen auf ihre Karriere haben könnte, sei es durch verpasste Aufstiegschancen oder geringere Sichtbarkeit im Unternehmen. Natürlich hat es nach wie vor keinen positiven Effekt auf die Karriere, wenn man abwesend ist. An dieser Stelle spielt dann die Unternehmenskultur eine ganz entscheidende Rolle; in vielen Firmen wird Elternzeit für Männer noch nicht ausreichend unterstützt oder gewürdigt, sodass natürlich auch die Vorbilder fehlen und das Zögern verstärkt sich möglicherweise. Ich habe das Gefühl, nach meiner siebenmonatigen Elternzeit zeichnet sich ein kleiner Wandel ab, denn man sieht, dass immer mehr Kollegen aktiv nach einer besseren Balance zwischen Beruf und Familie suchen und hierfür Elternzeit nehmen.
Und vermutlich sorgen organisatorische Bedenken noch zusätzlich dafür, dass viele Männer eher zögerlich sind, Elternzeit zu nehmen. Manche fühlen sich persönlich sehr verantwortlich für die Leitung ihres Teams und befürchten, dass ihre Abwesenheit die Arbeitsabläufe stören könnte. Das war auch bei mir zunächst der Fall, es hat sich aber durch gute und vorausschauende Planung regeln lassen. Vielleicht mangelt es ganz allgemein auch an Informationen über die Vorteile von Elternzeit und an Programmen, die Männer ermutigen, diesen Schritt zu wagen.
Als du nach der Elternzeit wieder zurückkamst, hat dich etwas überrascht?
Nein, nicht wirklich! (lacht) Es ist alles gut gelaufen.
Dann schauen wir uns deinen Arbeitsalltag mal etwas genauer an und beginnen mit der spannenden Frage: Testet ihr als Analysten die Performance und die Sicherheit der entwickelten Systeme in realen Szenarien?
Eher weniger, das ist bei uns Analysten die Ausnahme. Nein, wir bekommen die Daten vor allem aus Fahrzeugen und Prüfständen, die wir anschließend auswerten. Man braucht in diesem Bereich definitiv Freude an der Fehlersuche! Für uns ist in erster Linie interessant: Ist es beispielsweise ein Entwicklungsfehler in einem Fahrerassistenzsystem, meinetwegen an einem Sensor, oder ist es ein Bedienungsfehler durch den Fahrer und vielleicht sogar Sollverhalten? Für den Fall, dass wir den Fehler mit den uns bereitgestellten Daten nicht finden können, haben wir die Möglichkeit, ihn an einem Prüfstand oder auch an einem realen Fahrzeug nachzustellen. Manchmal lassen sich Fehler auf dem Steuergerät per Simulation prüfen und das wiederum ermöglicht es uns, Dinge sehr schnell und effizient zu testen und Fehler zu finden.
Kannst du uns ein bisschen mehr über Testfahrten, Fehler und Fehlerbilder erklären und wie ihr die Daten verarbeitet? Werden die Analysetätigkeiten in der Zukunft zunehmend automatisiert?
Als Analysten für Advanced Driver Assistance Systems, also ADAS, haben wir die wichtige Aufgabe, Fehlerquellen in diesen komplexen Systemen zu identifizieren und dabei nutzen wir eine Mischung aus verschiedenen Methoden und Techniken. Wir arbeiten viel mit Simulationen, denn in den simulierten Umgebungen können wir verschiedene Szenarien durchspielen und beobachten, wie das System reagiert; dadurch identifizieren wir potenzielle Schwachstellen, ohne dass echte Fahrzeuge in Gefahr geraten. Natürlich sind auch Fahrzeugtests unerlässlich und das Feedback der Testfahrer wichtig, weil die subjektiven Eindrücke oft der Schlüssel zu einer erfolgreichen Optimierung sind. Stichwort Usability – wie agieren die Nutzer mit den Systemen? Auch dieser Bereich ist für uns Analysten interessant, weil es wichtig ist, dass die Systeme intuitiv und sicher sind, damit es nicht zu Missverständnissen oder Fehlbedienungen kommt.
Aber sagen wir mal, eine Kamera erkennt das Stoppschild nicht oder ein Sensor zeigt nicht die gewünschten Werte an. Wir müssen dann herausfinden: Wo liegt eigentlich das Problem, warum eine Sache nicht funktioniert? Wir beginnen dazu zunächst mit der Datenanalyse und schauen uns Sensorinformationen und Systemprotokolle genau an, um Muster oder Anomalien zu finden, die auf mögliche Fehler hindeuten. Wenn wir zum Beispiel sehen, dass bestimmte Sensoren unter bestimmten Bedingungen nicht wie erwartet reagieren, ist das meist schon ein Hinweis auf ein Problem. In der Fehlerbaum-Analyse zerlegen wir systematisch mögliche Fehlerquellen und bewerten ihre Auswirkungen auf das gesamte System. Dadurch können wir ganz gezielt die Ursachen von Problemen identifizieren. Wenn wir Muster erkennen oder Anomalien identifizieren wollen, aber auch wenn wir Fehlerbilder erstellen möchten, nutzen wir dazu Massendaten; das sind recht große und komplexe Datensätze, die mit traditionellen Datenverarbeitungsmethoden schwer zu handhaben sind, ganz einfach, weil sie eben ein gewisses Volumen und eine gewisse Komplexität haben.
Weil du nach der zunehmenden Automatisierung gefragt hast: Gewisse ähnliche Abläufe bei den komplexen Analysen die wir durchführen haben auf jeden Fall Potential dazu, automatisch abzulaufen. Hier sind wir bereits dabei unsere Arbeit stetig vor den Gesichtspunkten der Effizienz und Qualität zu optimieren.
Gibt es ein Projekt in deiner Zeit bei ARRK, auf das du – vielleicht auch gemeinsam mit deinem Team – besonders stolz bist?
Es ist gar nicht ein einzelnes Projekt, sondern die Entwicklung des ganzen ADAS-Bereichs. Als ich gestartet habe, bestand das ADAS-Team aus 15 Leuten, jetzt sind wir rund 400! Von Anfang an dabei gewesen zu sein und die ganze Entwicklung des Bereichs mitgemacht und mitgestaltet zu haben, darauf bin ich schon ziemlich stolz.